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Ruth Blas: "Ich bin aus Nicaragua geflüchtet, um mein Leben zu retten"

Ruth Blas: "Ich bin aus Nicaragua geflüchtet, um mein Leben zu retten"
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Ruth Blas gehört zu den über 100'000 Nicaraguaner*innen, die vor der staatlichen Unterdrückung in ihrem Land nach Costa Rica geflüchtet sind. Im Interview mit PBI spricht sie über ihre Flucht und wie sie sich im Exil für die Frauenrechte engagiert.

Seit 2018 befindet sich Nicaragua in einer tiefen, politischen Krise. Im Nachgang der Proteste von 2018 erliess die Regierung unter Daniel Ortega mehrere Gesetze, welche soziale Proteste untersagen und die oppositionellen Stimmen zum Schweigen bringen sollen. Hunderte von nicaraguanischen und internationalen NGOs mussten das Land verlassen, um eine Verhaftung oder die Schliessung ihrer Organisationen zu vermeiden.

Weshalb haben Sie Nicaragua verlassen?

Ruth Blas: Meine Söhne nahmen an den Protesten der Studierenden teil, woraufhin ich auch begann zu demonstrieren. Die Regierung nahm uns als politische Gegner*innen wahr und wir erhielten Drohungen. Eines Tages wurde in unser Haus eingebrochen. Ich entschied kurz darauf das Land zu verlassen, um mein Leben zu retten. Hier in Costa Rica versuche ich diskret zu bleiben, um meine Familie in Nicaragua nicht zu gefährden. Denn es ist leider nicht ungewöhnlich, dass die nicaraguanische Regierung die zurückgelassene Familie als Druckmittel benutzt.

"Als ich mich dem Bürgerkampf zuwandte, habe ich nicht den einfachsten oder schnellsten Weg gewählt. Ich weiss, dass es Zeit brauchen wird, aber ich bin überzeugt, dass meine Kinder ein freies Nicaragua erleben werden!"

Was macht Ihre Organisation Red de Mujeres Pinoleras?

Die Organisation Red de Mujeres Pinoleras ist ein 2020 gegründetes Netzwerk nicaraguanischer Frauen, die als Flüchtlinge und Asylsuchende in Costa Rica leben. Wir kämpfen für die Rechte der Frauen, leisten Widerstand aus dem Exil und erheben unsere Stimmen für diejenigen, die es nicht tun können. Als Netzwerk helfen wir uns gegenseitig, wo immer wir können. Wenn heute eine Frau aus dem Exil in Costa Rica ankommt, kann sie uns um Hilfe anfragen.

Wie unterstützt PBI die Red de Mujeres Pinoleras?

PBI unterstützt uns mit Workshops zu psychosozialer Gesundheit und digitaler Sicherheit. Die Frauen, die nach Costa Rica flüchten, sind verletzlich und kommen meist aus einem sehr gewalttätigen Umfeld in Nicaragua. Die Workshops zu psychosozialer Gesundheit helfen ihnen ihre Wunden zu heilen. Im Bereich der digitalen Sicherheit, waren wir uns beispielsweise vorher nicht bewusst, dass wir uns auf den sozialen Medien exponierten und dies gefährlich sein kann. Seit der Ausbildung benutze ich daher nur noch verschlüsselte Nachrichtendienste. 

"Wir sind überzeugt, dass wir den Frieden erreichen werden. Nicaragua will keinen Krieg mehr."

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