Kathrin Rüegg
- Associate Field Officer (Protection) mit UNHCR in Algerien
- Master of Arts in Internationalen Beziehungen
Nach der Rückkehr
Ein intensives und aussergewöhnliches Jahr in Guatemala
Bevor ich mich entschied mit PBI für ein Jahr nach Guatemala zu gehen, sprach ich mit verschiedenen ehemaligen Freiwilligen von verschiedenen PBI-Projekten. Alle sagten mir im Grunde dasselbe: Ein Jahr mit PBI ist unglaublich intensiv, du wirst das Gefühl haben so viel gelernt zu haben wie du es sonst in vielen Jahren tust, die Arbeit ist extrem abwechslungsreich, das Jahr wird unvergesslich sein, du wirst Freunde fürs Leben gewinnen, Leute kennenlernen, die dich tief beeindrucken und das Schwierigste in diesem Jahr wird nicht die Arbeit, sondern das Zusammenleben sein.
Und genau so war es.
Für mich waren es 13 sehr intensive, spannende, beeindruckende und herausfordernde Monate. Schon während meiner ersten Begleitung wurde mir klar, dass die begleiteten MenschenrechtsverteidigerInnen und andere Personen der Zivilgesellschaft ein grosses Vertrauen in PBI haben. Denn sobald ich die PBI-Weste trug, brachten mir alle diese Personen viel Vertrauen entgegen. Und dies obwohl sie mir noch nie vorher begegnet waren. Es war eine Ehre diese MenschenrechtsverteidigerInnen begleiten zu dürfen und ein bisschen zu ihrer Sicherheit beitragen zu können. Ich bin heute noch tief beeindruckt von ihrem Engagement und ihrem Durchhaltevermögen. Ihre Erfolge sind dünn gesäht und die Rückschläge, Einschüchterungen und Drohung einiges häufiger. Obwohl es schwierig ist den Erfolg und die Effektivität der Arbeit von PBI messen zu können, war eines für mich ganz offensichtlich: die Begleitung durch PBI gibt den MenschenrechtsaktivistInnen ein Gefühl einer erhöhten Sicherheit und das Gefühl nicht alleine oder vergessen zu sein in ihrem friedlichen Kampf für die Menschenrechte. Und dies ist ein erheblicher Beitrag in einem Land indem es sehr schwierig ist mit pazifischen Aktionen Verbesserungen der Menschenrechtssituation zu erreichen. Für mich war es auch sehr interessant Vertreter von verschiedenen indigenen Völker begleiten zu können und in Gesprächen mit ihnen einen kleinen Einblick in ihre Weltanschauung und ihre Wertehaltung zu bekommen.
Guatemala und seine Menschen haben mich so sehr beeindruckt, dass ich nach meinem Jahr mit PBI beschlossen habe in Guatemala zu bleiben und weiter hier zu arbeiten. Denn ich habe nicht nur aussergewöhnliche Menschen kennengelernt, welche PBI begleitet, sondern eben auch mit aussergewöhnlichen Menschen gearbeitet und wie es mir vorher prophezeit wurde: Freunde fürs Leben gewonnen.
Leider verschlechterte sich während meinen letzten vier Monaten im Team die Situation für die MenschenrechtsverteidigerInnen erheblich, viele Räume für eine friedliche Konfliktlösung sind in Gefahr verloren zu gehen. Die Arbeit von PBI ist also jetzt umso mehr gefragt.
Vor der Abreise nach Guatemala
Vor kurzem fragte mich jemand: „Warum willst du als Schweizerin Guatemala verändern und nicht eher die Schweiz?“ Die Frage spricht für mich einen wichtigen Punkt an weshalb ich für PBI arbeiten will. In der Schweiz haben wir die Möglichkeit friedlich für unsere Rechte zu kämpfen ohne damit unsere Sicherheit oder die unserer Familie zu gefährden. In den Einsatzländern von PBI, wie Guatemala, bedeutet friedlich für Menschenrechte einzustehen oftmals eben auch sein Leben zu riskieren.
Die Begleitung durch PBI schafft den Raum für diese mutigen AktivistInnen um ihre Arbeit fortsetzen zu können. Dadurch leistet PBI einen wichtigen Beitrag zu einem besseren Respekt der Menschenrechte ohne sich in die Arbeit der begleiteten Personen und Organisationen einzumischen. Diese Arbeitsweise überzeugt mich, eben gerade weil sie kein Eingriff von Aussen ist, sondern die lokalen Bemühungen unterstützt.
Nun, kurz vor meinem Einsatz, freue ich mich besonders auf die vielen bevorstehenden Begegnungen mit all den Menschen, die sich für einen besseren Respekt der Menschenrechte in ihrem Land einsetzen! Und natürlich darauf, eine Menge Neues zu lernen - über Guatemala, über die Arbeit der lokalen Menschenrechtsorganisationen und über die auf Konsens beruhende Teamarbeit von PBI!
Zusätzlich verspricht 2011 auch politisch ein sehr interessantes Jahr zu werden in Guatemala, da dieses Jahr - wie in der Schweiz- Parlaments- und Regierungswahlen stattfinden.
Es wird also sicherlich ein sehr lehrreiches und spannendes Jahr!
Trotz ständiger Drohungen gibt es nur eines: Weitermachen! Interview mit Danilo Rueda, Politologe, Bogota, Kolumbien. Eine ungewöhnliche Begleitung an einem gewöhnlichen Arbeitstag Kathrin Rüegg, Schweizerin im PBI-Einsatz in Guatemala.
Un dépit des menaces constantes, poursuivre l'engagement: Interview réalisée à Bogota avec le très menacé Danilo Rueda. / Une journée pas ordinaire dans la vie de Kathrin Rüegg, volontaire Suisse au Guatemala.