Direkt zum Inhalt

Nicaragua: Virtuelles Gespräch mit Juan Carlos Arce Campos und Jacob Ellis Williams

Zoom Screen Shot

Am 4. und 6. Dezember 2021 fanden zwei öffentliche Online-Veranstaltungen mit den Menschenrechtsaktivist*innen Juan Carlos Arce Campos und Jacob Ellis Williams über die Menschenrechtssituation in Nicaragua statt. Sie berichteten über die Herausforderungen sich aus dem Exil für die Menschenrechte einzusetzen. 

Juan Carlos, Jurist und Menschenrechtsverteidiger im Exil in Costa Rica dokumentiert mit seiner Organisation Nicaragua Nunca Más, welche von PBI begleitet wird, Menschenrechtsverletzungen. Als er und viele Mitglieder der Organisation aufgrund der brutalen Repression der sozialen Proteste 2018 aus Nicaragua flüchteten mussten, begannen sie sich mit anderen Nicaraguaner*innen im Exil zusammen zu schliessen. In ihrer Dokumentationsarbeit mit Opfern in Costa Rica registrierten sie auffällig viele Folterfälle aber auch andere Menschenrechstverletzungen wie sexuelle Gewalt, Drohungen und Verfolgungen.

Im Exil ist es für Juan Carlos Arce und Jacob Ellis möglich, über das was in Nicaragua geschieht, zu berichten. Und darüber zu sprechen, meint Jacob Ellis, bedeutet so viel wie weitermachen, existieren und widerstehen. Aus dem Exil können sie den unterdrückten Menschen eine Stimme geben. Jacob Ellis setzt sich für die Verletzlichsten ein: die LGBT-Gemeinschaft, Frauen, Afrogemeinschaften und Indigene. Für die Aktivist*in ist es wichtig aufzuzeigen, dass die nicaraguanische Gesellschaft divers ist und dass die sexuelle, geschlechtliche und ethnische Vielfalt sichtbar gemacht wird.

Die psychosoziale Unterstützung ist zentral

Aufgrund der hohen psychischen Belastung im Exil ist die psychosoziale Begleitung in Costa Rica zentral. Dabei ist es für die Betroffenen besonders wichtig, zusammen zu kommen und zu Wissen, dass man nicht alleine ist. Die Covid-19 Pandemie hat diese Zusammenkünfte jedoch deutlilch erschwert. Juan Carlos Arce und Jacob Ellis mussten in ihrer Arbeit vermehrt via Telefon und Zoom mit den Personen, die von Menschenrechtsverletzungen betroffen sind, in Kontakt treten und so ist es deutlich schwieriger Vertrauen aufzubauen. Delphine Taylor vom PBI-Nicaraguaprojekt bestätigt, dass das Bilden von Räumen für den Austausch sehr wirksam ist. PBI bietet nebst Workshops im psychosozialen Bereich auch Unterstützung in der Organisationsentwicklung und in der Vernetzung mit internationalen Organisationen.

Regierung schliesst Organisationen

Der nicaraguanische Präsident Daniel Ortega und seine Regierung stellen sich zwar als sozialistisch und revolutionär dar, meint Juan Carlos Arce, sie betreiben aber eine neoliberale und extraktivistsiche Politik. Die Regierung vergibt Konzessionen an private Firmen für das Land und die natürlichen Ressourcen, insbesondere die Wälder und das Land der indigenen Gemeinschaften. Es wurden bereits mehrere Massaker an der indigenen Bevölkerung begannen und die Repression im Land steigt drastisch. Bereits 55 zivile Organisationen wurden von der Regierung geschlossen, darunter auch 6 internationale. Mehrere Länder wie die USA und auch die Schweiz haben bereits Sanktionen verhängt, führt Juan Carlos Arce, aus, doch diese beziehen sich nur auf einzelne Akteure.

Die beiden Aktivist*innen aus Nicaragua waren Ende November, Anfang Dezember auf einer Speaking Tour durch Europa, um auf die schwierige Menschenrechtslage in ihrem Land aufmerksam zu machen und ihr Unterstützungsnetz zu erweitern. In der Schweiz führten sie Gespräche mit Vertreter*innen des EDA, des UNO-Hochkommissariats für Menschenrechte und des UNO-Hochkommissariats für Flüchtlinge, mehreren UN-Missionen in Genf und Organisationen der Zivilgesellschaft.

Weitere Informationen