Im November 2025 wird PBI Schweiz vier Menschenrechtsverteidiger*innen aus Guatemala empfangen: Doña Carmelita Canán, Norma Sancir, Carlos Choc und Gabriela Muñoz. Im Rahmen von zwei separaten Advocacy-Touren werden diese engagierten Stimmen die Kämpfe der indigenen Völker thematisieren und Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit der Rohstoffindustrie anprangern.
Ein Zwischenstopp in Genf beim Ausschuss für die Beseitigung der Rassendiskriminierung (CERD)
Zunächst empfängt PBI Schweiz vom 16. bis 21. November zwei guatemaltekische Menschenrechtsverteidigerinnen zu einer Advocacy-Tour, die sich auf die Rechte indigener Völker, die Verteidigung ihres Territoriums und die Pressefreiheit konzentriert. Die von PBI organisierte Vortragsreise umfasst auch Stationen in Spanien und den Niederlanden. In Genf werden die beiden Menschenrechtsverteidigerinnen insbesondere vor dem Ausschuss für die Beseitigung der Rassendiskriminierung (CERD) sprechen.
Carmelita Canan ist eine indigene Autorität der Maya Ch’orti’ und Mitglied des Indigenenrats der Maya Ch’orti’ von Olopa im Departement Chiquimula, einer Organisation, die seit 2021 von PBI begleitet wird. Der Rat, dem 14 Gemeinden angehören, kämpft für die Anerkennung als indigene Gemeinschaften, die Rückgewinnung ihres Landes, ihre Spiritualität und die Verteidigung ihrer Rechte angesichts von Bergbauaktivitäten, die ihnen ohne ihre Zustimmung aufgezwungen werden. Doña Carmelita prangert die Auswirkungen des Bergbaus auf die Gesundheit und die Umwelt an, insbesondere die Aktivitäten des Unternehmens American Minerals S.A., das ohne Konsultation eine Lizenz für den Abbau von Antimon erhalten hat. Dieser Widerstand führte 2021 zu einem wichtigen Sieg, als der Oberste Gerichtshof Guatemalas die Bergbaulizenz aufgrund fehlender Konsultationen aussetzte. Trotzdem sind die Führer des Rates weiterhin Kriminalisierung und ständigen Drohungen ausgesetzt.
Norma Sancir ist eine Journalistin der Maya-Gemeinschaft Kaqchikel, die den Kampf des Indigenenrats von Olopa begleitet. Sie ist Mitglied der Central Campesina Chortí Nuevo Día, die ebenfalls von PBI begleitet wird. Seit mehr als 14 Jahren berichtet sie über die Kämpfe der ländlichen und indigenen Gemeinschaften und wurde wegen ihrer Arbeit verfolgt. Im Jahr 2014 wurde sie illegal inhaftiert, nachdem sie über eine friedliche Demonstration auf dem Gebiet der Ch'orti' berichtet hatte. Nach einem zehnjährigen Rechtsstreit erreichte sie 2023 ein historisches Urteil, das die verantwortlichen Beamten verurteilte und die guatemaltekische Polizei dazu verpflichtete, eine Schulung zum Thema Pressefreiheit und Community-Journalismus mit einem geschlechtsspezifischen Ansatz zu absolvieren. Dieses Urteil stellt einen wichtigen Präzedenzfall angesichts der zahlreichen dokumentierten Angriffe auf die unabhängige Presse in Guatemala dar.
Internationale Sichtbarkeit, um die Auswirkungen des Rohstoffabbaus anzuprangern
Vom 22. bis 27. November empfängt PBI Schweiz im Rahmen einer zweiten Advocacy-Tour zwei weitere Menschenrechtsverteidiger*innen aus Guatemala, die sich für die Dokumentation der ökologischen und sozialen Auswirkungen des Rohstoffabbaus engagieren. Dieser Besuch fällt mit dem Forum der Vereinten Nationen für Wirtschaft und Menschenrechte in Genf zusammen. Die Tour wird in Deutschland, Belgien und Paris fortgesetzt.
Carlos Choc ist ein unabhängiger investigativer Journalist der Maya-Q’eqchi’, der die sozialen und ökologischen Konflikte rund um Bergbauprojekte in der Region El Estor (Izabal) dokumentiert und seit diesem Jahr direkt von PBI begleitet wird. Aufgrund seiner Arbeit war er Ziel von Verleumdungen, Drohungen und Gerichtsverfahren, die vom Bergbauunternehmen CGN-PRONICO, einer Tochtergesellschaft des russisch-schweizerischen Konzerns Solway, initiiert wurden. Außerdem musste er aus Sicherheitsgründen mehrfach umziehen. Im März 2022 deckte die von Forbidden Stories koordinierte Untersuchung «Mining Secrets» die Verbindungen zwischen Solway und den guatemaltekischen Sicherheitskräften auf. Carlos Choc spielte eine Schlüsselrolle in dieser Untersuchung. Im Jahr 2023 wurde er bereits von PBI Schweiz in Genf aufgenommen. Diese internationale Sichtbarkeit trug dazu bei, dass die gegen ihn erhobenen Anklagen im Januar 2024 fallen gelassen wurden. Bis heute dokumentiert er Menschenrechtsverletzungen und die Auswirkungen der Rohstoffindustrie.
Gabriela Muñoz ist Anthropologin und Forscherin am Observatorio de Industrias Extractivas. Sie beschäftigt sich mit der Erforschung der Auswirkungen der Rohstoffindustrie, insbesondere im Energie- und Kohlenwasserstoffsektor, und dokumentiert Verletzungen der Rechte lokaler Gemeinschaften sowie Lücken in der Gesetzgebung und im Schutz von Menschenrechtsverteidigern. Sie analysiert die Strukturen der Rohstoffindustrie und deren Auswirkungen auf Gemeinden, die Rechte der Natur, Frauen und indigene Völker. Sie setzt sich für Umweltgerechtigkeit ein, die auf Transparenz, kollektivem Gedächtnis und lokalem Widerstand basiert.
Weitere Informationen:
- Über den Indigenenrat und Norma Sancir: Ongoing Struggles for Justice: Criminalisation of Maya Ch'orti' Indigenous Defenders in Guatemala, PBI UK, 2025
- Über Doña Carmelita: «We were born here, we grew up here and we are defending this place», PBI Guatemala, 2024
- Guatemala: Strafverfahren gegen Carlos Choc eingestellt, PBI Schweiz, 05.02.2024
- Video: Interview mit Carlos Choc (2 Min. 34 Sek.), PBI Frankreich, November 2024
Medienkontakt für weitere Informationen und zur Vereinbarung von Interviews: Natacha Cornaz, Kommunikationsbeauftragte für die Westschweiz, PBI Schweiz | natacha.cornaz@peacebrigades.ch