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Honduras: Ermordung von Transaktivistin

Honduras: Schüsse auf Gruppe von Transfrauen
ts

Anfangs Juli 2020 wurde aus einem Fahrzeug auf eine Gruppe Transfrauen geschossen und dabei die Menschenrechtsverteidigerin (MRV) Scarlet Cambel ermordert. PBI schlägt Alarm, denn seit Beginn der Corona-Pandemie steigt in Honduras die Zahl gewalttätiger Vorfälle rasant an.

Am zehnten Juli 2020 wurde eine Gruppe von Transfrauen mitten in der honduranischen Stadt Tegucigalpa angegriffen. Die Täter fuhren ein Auto ohne Nummerschild und schossen rücksichtslos auf die Zivilistinnen. Die MRV Scarlet Cambel starb an ihren Schusswunden, eine andere Frau wurde an der Hand verletzt. Scarlet Cambel war Mitglied der LGBTI-Organisation Arcoíris und kritisierte kürzlich in einem Interview durch das Militär und die Polizei verübte Übergriffe. Ihre Ermorderung reiht sich in eine lange Liste von Angriffen gegen Transfrauen in Honduras ein.

Covid-19 verstärkt Diskriminierung

Das LGBTI-Netzwerk Red Lésbica Cattrachas hat seit 2009 über hundert Verbrechen an Transfrauen verzeichnet. Seit Beginn der Ausgangssperre am 16. März 2020 dokumentierte PBI Honduras bereits über 15 Vorfälle an Transfrauen. Jene beinhalten Einschüchterungen, sexuelle Übergriffe, Drohungen, willkürliche Verhaftungen sowie medizinische Vernachlässigung und Folter. Angriffe gegen Mitglieder der LGBTI-Gemeinschaft, insbesondere gegen transsexuelle Frauen, nehmen besorgniserregend zu. Besonders beunruhigend ist dabei, dass Zeugenaussagen zufolge häufig staatliche Sicherheitsbeamte oder private Sicherheitsbeamte aus Gesundheitszentren die Angreifer sind.

Forderungen nach Schutz gibt es schon lange

Laut der Iniciativa Mesoamericana de Mujeres Defensoras de Derechos Humanos, blieben in den letzten zehn Jahren 96% der Verbrechen an LGTBI-Personen ungestraft. Organisationen, die sich in Honduras für sexuelle Vielfalt einsetzen, kämpfen seit 2003 für ein Gesetz, um die rechtliche Anerkennung der von Transsexuellen angenommenen Identitäten zu erreichen. Der mangelnde Fortschritt führt zu anhaltender Ausgrenzung der Transbevölkerung u.a. in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Arbeit - und verwehrt ihnen somit ihre grundsätzlichen Menschenrechte.

PBI fordert, dass im Fall des Transfeminizids an Scarlet Cambel sowie in anderen Fällen, die bisher straffrei blieben, die Durchführung ordentlicher Verfahren garantiert werden. Dazu gehört eine vollständige sowie unparteiische Untersuchung mit dem Ziel, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung für die Opfer und ihre Angehörigen zu finden. Ausserdem soll in der periodischen universellen Prüfung (UPR) des Landes durch die UNO mitberücksichtigt werden, wie honduranische LGBTI-Personen besser geschützt und in ihren Rechten gestärkt werden.

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