
Im Januar 2025 eskalierte der bewaffnete Konflikt in der kolumbianischen Grenzregion Catatumbo erneut. Amerika21 berichtete, dass in den Kämpfen zwischen der Nationalen Befreiungsarmee (ELN) und Dissidentengruppen der ehemaligen Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC-EP) mehr als 80 Menschen ums Leben gekommen sind, und rund 50.000 Personen vertrieben wurden.
Weiter führt das Medium aus, dass die FARC-Dissidenten sich dem 2016 unterzeichneten Friedensabkommen verweigert hatten, das den jahrzehntelangen bewaffneten Konflikt in Kolumbien beenden sollte. Berichten zufolge griff die ELN die FARC-Dissidenten an, um die Kontrolle über Drogenrouten und Territorien zu übernehmen. In den Tagen zuvor kam es auch zu Zusammenstössen zwischen der ELN und dem Golf-Clan, einer neoparamilitärischen Gruppierung, die sich durch Drogenhandel finanziert.
Die zunehmende Gewalt hat auch direkte politische Konsequenzen: Präsident Gustavo Petro setzt die Friedensgespräche mit der ELN auf unbestimmte Zeit aus und warf der Guerilla-Gruppe „Kriegsverbrechen“ sowie eine „offensichtliche mangelnde Bereitschaft zum Frieden“ vor. Er beauftragte die Armee, die Bevölkerung in Catatumbo zu schützen. Zur Stabilisierung der Region mobilisierte die Regierung 25 Tonnen Hilfsgüter und entsandte über 5.000 Soldaten. Parallel dazu läuft eine Militäroperation zur Evakuierung von bedrohten sozialen Anführern und ehemaligen Kämpfer*innen, die das Friedensabkommen unterzeichnet hatten (ebd.).
Die Washington Post bezeichnete die Eskalation der Kämpfe als verheerenden Schlag für das Friedensprogramm des ersten linksgerichteten Präsidenten Kolumbiens, Gustavo Petro. Diese Entwicklung könnte auch die Spannungen mit der Regierung von Präsident Donald Trump verschärfen, deren Verbündete Petros Vorgehen im Konflikt und seine „Unfähigkeit“, die steigende Kokainproduktion in Kolumbien zu kontrollieren, kritisiert haben.
PBI-Kolumbien erklärte bereits zuvor: „Seit Jahrzehnten ist Catatumbo das Epizentrum soziopolitischer Gewalt und bewaffneter Konflikte. Die Unterzeichnung des Friedensabkommens 2016 brachte Hoffnung auf Frieden und auf ein würdiges Leben für die Bevölkerung. Doch die unzureichende Umsetzung des Abkommens hat die Beseitigung der strukturellen Ursachen des bewaffneten Konflikts verhindert und die lokale Bevölkerung zunehmender Gewalt ausgesetzt.“
Weiter führt PBI-Kolumbien aus: „Das Anwaltskollektiv Luis Carlos Pérez (CCALCP), eine Gruppe von Anwälten u. Anwältinnen und Menschenrechtsverteidiger*innen mit 22 Jahren Erfahrung in der Verteidigung der Menschenrechte, ist eine der Organisationen, die die Bauernvereinigung von Catatumbo (ASCAMCAT) sowie die bäuerlichen Gemeinschaften in Catatumbo unterstützen. Sie vertreten diese durch strategische Prozessführung, um die Einhaltung des Friedensabkommens zu fordern.“
PBI-Kolumbien weist auf die Erklärung von ASCAMCAT zur Gewalt bewaffneter Gruppen in Catatumbo hin und teilt dazu folgenden Tweet:
Notstand ausgerufen:
Amerika21 berichtete zuletzt, dass Präsident Gustavo Petro den Notstand in insgesamt 18 Landkreisen der Departemente Norte de Santander und Cesar verhängt hat. Dieser gilt für 90 Tage und kann mit Zustimmung des Senats zweimal verlängert werden.
The City Paper Bogotá erläuterte: „Die Erklärung Petros ist das erste Mal seit 17 Jahren, dass ein kolumbianischer Präsident den Notstand ausruft, was den Ernst der inneren Sicherheitslage unterstreicht. (…) Die Ausrufung des Notstandes verleiht der Regierung aussergewöhnliche Befugnisse zur Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung. Dazu gehören die Suspendierung von Gesetzen, die Einschränkung der Bewegungsfreiheit der Bürger*innen, die Verhängung von Ausgangssperren und andere als notwendig erachtete Massnahmen.“
Für mehr Informationen:
- Lesen Sie den Originaltext von PBI-Kanada auf Englisch
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- Erfahren Sie mehr über die Herausforderungen und Risiken bei der Umsetzung des Friedensabkommens in Catatumbo sowie über die Arbeit von PBI-Kolumbien vor Ort