Marco Baumgartner (1990)
- Bachelor in Business Administration
Ein bewegtes Jahr mit PBI in Guatemala
Mein Jahr als Menschenrechtsbeobachter in Guatemala war ein intensives Jahr mit vielen spannenden, manchmal sehr schwierigen, oft aber sehr berührenden Begleitungen. Es war auch ein Jahr voller beruflicher sowie persönlicher Herausforderungen. Die Freizeiteinschränkungen aufgrund der Sicherheitslage, das enge Zusammenleben im internationalen Team und die hohe Arbeitsbelastung bzw. die 24-Stunden Bereitschaft, um bei einem Notfall schnell reagieren zu können, forderten einiges von mir ab. Die regelmässigen Sitzungen mit nationalen Behörden, dem UNO-Hochkommissariat für Menschenrechte und Botschaften gaben mir die Möglichkeit neue Erfahrungen in der Advocacy-Arbeit zu sammeln. Ausserdem war es für mich spannend für die Finanzadministration des weitgehend selbstadministrierten Teams zuständig zu sein und mein im Studium erworbenes Wissen einzubringen. Es war sicherlich ein Jahr in welchem man viel gibt, aber auch sehr viel zurückerhält. Insgesamt war es für mich ein schönes Jahr, auf welches ich gerne zurückblicke und zurückblicken werde.
Lichtblicke im Kampf um Gerechtigkeit
Es war aber nicht nur für mich, sondern auch für Guatemala ein sehr bewegtes Jahr. Im April 2015 trat die damalige Vizepräsidentin Roxana Baldetti zurück und im September 2015 nach monatelangen Protesten tat es ihr der damalige Präsident Otto Pérez Molina unter dem Druck der Zivilbevölkerung gleich. Beide sitzen seither wegen Korruption im Gefängnis und sind dank der Unterstützung der Internationalen Kommission gegen die Strafffreiheit in Guatemala (CICIG), welche unter dem Schirm der UNO arbeitet, angeklagt. All dies geschah nur wenige Tage vor der Präsidentschaftswahl, bei welcher überraschend der ehemalige Komiker Jimmy Morales zum Präsidenten gewählt wurde.
Anfang Januar 2016 verhaftete die Polizei über ein Dutzend ehemalige ranghohe Militärangehörige. Die Anklage: Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Verschwindenlassen von Zivilpersonen während des 36-jährigen Bürgerkrieges, der bis 1996 dauerte.
Im Februar gab es ebenfalls ein Lichtblick mit dem historischen Urteil im Fall Sepur Zarco, bei welchem erstmals zwei ehemalige Militärgeneräle aufgrund von monatelanger sexueller Versklavung von Zivilistinnen während des Bürgerkrieges von einem nationalen Gericht verurteilt wurden.
Im Juli, kurz vor dem Ende meines Jahres bei PBI, reisten ein Teamkollege und ich für rund 10 Tage ins nördlichste und grösste Departement Guatemalas, namens Petén. Wir wollten uns vor Ort einen Eindruck der schwierigen Menschenrechtslage machen und verfassten dazu den Bericht "Petén: das vergessene Departement Guatemalas".
Zurück in der Schweiz
Seit September arbeite ich vorübergehend bei PBI-Schweiz in Bern. Hauptsächlich bin ich in der Sensibilisierungsarbeit tätig und stelle das PBI Guatemalaprojekt an Infoveranstaltungen und Trainingswochenenden vor und führe einen Workshop zum Thema Menschenrechte an Schulen durch.
Abschiedsfest
Medienbericht während dem Einsatz
- Ein Jahr in Guatemala - PBI-Einsatz: Interview mit Marco Baumgartner aus Kaiseraugst, fricktal.info, 01.12.2015
TV-Sendung vor dem Einsatz
- Marco Baumgartner im Gespräch bei Telebasel, 28.06.2015
Marco Baumgartner aus Kaiseraugst begleitet bedrohte Menschenrechtsaktivisten in Guatemala