
In den letzten Jahren hat PBI ihre Präsenz in den abgelegenen Dörfern der Sierra Tarahumara, im Nordosten Mexikos, verstärkt. PBI begleitet dort die Organisation Alianza Sierra Madre (ASMAC), die sich für die Rechte der indigenen Gemeinschaften einsetzt.
Die Region Sierra Tarahumara ist reich an natürlichen Ressourcen und bietet auch für den Tourismus viele Möglichkeiten. Dies macht die Region sehr attraktiv für Investor*innen. Es erhöht aber auch den Druck auf die dort ansässigen indigenen Gemeinschaften, die die negativen Folgen grosser Wirtschaftsprojekte auf ihrem Land zu spüren bekommen. Das Gebiet ist zudem stark von Gewalt und der Präsenz des organisierten Verbrechens betroffen. Die Menschenrechtsorganisation ASMAC arbeitet seit 2014 vor Ort, um die mehrheitlich indigenen Gemeinschaften in ihren Anliegen zu unterstützen. PBI hat ASMAC seit der Entstehung der Organisation punktuell begleitet und ab 2018 die Präsenz aufgrund des erhöhten Risikos für die Menschenrechtsverteidiger*innen verstärkt. Wie das Beispiel der Rarámuri de Choréachi zeigt, ist es dringend notwendig, auf die Situation in der Region aufmerksam zu machen. Sie kämpfen seit Jahren um ihre Landrechte und leisten Widerstand gegen die illegale Abholzung in der Region.
Abholzung bedroht Lebensraum der Rarámuri
Die verstärkte Nachfrage nach Holz in der Region Sierra Tarahumara hat zu einem Anstieg der nicht-einheimischen Bevölkerung, den «Chaobochis», wie sie von den Rarámuri genannt werden, geführt. Für die Rarámuri jedoch bedeutet die Abholzung ihrer Wälder die Zerstörung ihres Lebensraumes und ihrer Lebensweise. Sie befinden sich in einer Zwangslage: Sie haben keine Kontrolle über die Nutzung der Ressourcen und die Behörden erkennen das ihnen angestammte Land nicht als ihr Eigentum an. Die Mitglieder der Gemeinschaften werden oft Opfer von Diebstahl, Bedrohung, Enteignung und Vertreibung. Die indigenen Gemeinschaften befürchten, alles zu verlieren und keine Institution zu finden, die sie in ihren Anliegen unterstützen. Mitglieder berichten, dass sie von den föderalen und lokalen Behörden mit keiner Hilfe rechnen können, da die wirtschaftlichen Interessen der Region wichtiger seien.
Kein Einzelfall
Die Realität der Rarámuri de Choréachi ist kein Einzelfall. Bauerngemeinschaften, die sich in Mexiko gegen den Raub ihres Landes und die Ausbeutung und Zerstörung ihres Lebensraumes durch Unternehmen wehren, müssen in ständiger Angst leben. 2020 meldete die Organisation Global Witness mindestens 30 registrierte tödliche Angriffe auf Land- und Umweltschützer*innen in Mexiko, von denen sich die Hälfte an Mitglieder indigener Gemeinschaften richteten. Diese Situation der Unsicherheit und Ungerechtigkeit ist besorgniserregend.
Schutz für die Gemeinschaften in der Sierra Tarahumara
PBI setzt sich dafür ein, den Widerstand der Rarámuri sichtbar und die nationalen und internationalen Unterstützungsnetzwerke auf die schwierige Lage der Gemeinschaft und den Mitarbeiter*innen von Begleitorganisationen wie ASMAC aufmerksam zu machen. Die Land- und Umweltverteidiger*innen, die sich gegen die Ausbeutung in der Sierra Tarahumara wehren, sind dringend auf Schutz angewiesen.
«Wir wurden unseres Landes beraubt und leben nicht mehr in Frieden wie früher» - indigene Gemeinschaft von Choréachi, Anhörung vor dem Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte, 2021
Mehr Informationen
- Mexiko: "In der Sierra Tarahumara zu bleiben, bedeutet, für das Leben zu sorgen", PBI Deutschland, 29.03.2021
- Online-Veranstaltung „Acompañando la lucha de los rarámuri por su territorio ancestral“ am 24. April um 20.30 Uhr (MEZ) mit Simultanübersetzung Spanisch-Englisch