
Ende März empfing PBI Schweiz Mélanie Paboeuf, Koordinatorin für Sicherheit und Schutz bei PBI Mexiko. Im Gespräch mit Léa Munoz, Assistentin für Kommunikation und Mittelbeschaffung bei PBI Schweiz, berichtet sie über die aktuellen Veränderungen im Mexiko-Projekt.
Seit fast 20 Jahren begleitet PBI im Süden, Norden und Zentrum Mexikos verschiedene Organisationen. Mélanie Paboeuf arbeitet im Koordinationsbüro von PBI in Mexiko-Stadt. Während der Pandemie musste PBI Mexiko die Freiwilligen aus dem Land zurückziehen. Dies hat PBI dazu veranlasst, ihre Strategie zu überdenken und den Handlungsradius im Land zu erweitern. Mélanie Paboeuf erklärt uns wieso.
Aktivitäten von PBI in Mexiko
PBI Mexiko setzt sich für Themen wie schwere Menschenrechtsverletzungen, Folter und Verschwindenlassen ein, sowie gewaltsame interne Vertreibungen und Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit der öffentlichen Sicherheitspolitik (Auswirkungen der Militarisierung). Ausserdem unterstützt PBI Land- und Umweltverteidiger*innen, die Rechte der indigenen Gruppen und andere tranversale Themen, die zur Eindämmung der Straflosigkeit und der genderbasierten Gewalt beitragen sollen.
Die Freiwilligenteams vor Ort begleiten Menschenrechtsverteidiger*innen, die aufgrund ihres Engagements Risiken ausgesetzt sind. Die Sicherheitskoordinatorin erklärt, dass ihre Arbeit darin besteht, Advocacy-Aktivitäten, Kommunikationsarbeit und physische Begleitungen durchzuführen. Dies vor allem in Risikogebieten und dort, wo die Präsenz von PBI einen Schutzeffekt erzeugen kann. PBI Mexiko organisiert auch Workshops zum Thema Schutz und Sicherheit, damit die MRV ihre eigenen Sicherheitspläne entwickeln können, vor allem wenn der staatliche Schutz sich als unzureichend herausstellt.
Explorationsprozesse mit mobilen Teams
PBI Mexiko stellte in ihrer Evaluation fest, dass die meisten MRV, die seit längerer Zeit begleitet wurden, ihre Fähigkeiten zum Selbstschutz trotz der weiterhin prekären Menschenrechtslage stärken konnten. Durch das Coaching von PBI waren sie und ihre Organisationen nun besser in der Lage, mit den Behörden einen Dialog zu führen und konnten auch auf ein stärkeres internationales Unterstützungsnetzwerk zurückgreifen. Dies veranlasste PBI Mexiko dazu, die Begleitungszyklen auf drei Jahre zu begrenzen und bei der Auswahl der zu begleitenden Organisationen den neuen Ansatz der "Explorationsprozesse" zu verfolgen.
Paboeuf erklärt, dass zwei mobile Teams aus jeweils etwa zehn Freiwilligen zum Einsatz kommen sollen, eines davon im Zentrum und Süden des Landes und das andere im Norden. Ihre Aufgabe ist es, bei neuen Anfragen von MRV zu beurteilen, ob die Begleitung von PBI einen Mehrwert bedeuten würde und ausreichend Abschreckung gegen Angriffe bewirken könnte. Erst nach einer gründlichen Abwägung der Situation und der spezifischen Bedürfnisse der MRV, entscheidet sich PBI für oder gegen die Begleitung. Dabei sind zum Beispiel die geographische Lage der Organisation und der Sicherheitskontext wichtige Faktoren.
Risiken für die Freiwilligenteams?
Mélanie Paboeuf erklärt, dass die Sicherheitsstrategie von PBI auf Sichtbarkeit beruht. Durch strenge Sicherheitsprotokolle und ein breites nationales und internationales Unerstützungsnetzwerk stellt PBI Mexiko sicher, dass der Schutz der internationalen Freiwilligenteams gewährleistet ist. Paboeuf betont, dass bisher keine direkten Angriffe auf Freiwillige verzeichnet wurden und es nur selten zu Diffamierungsaktionen gekommen ist. Allgemein zieht sie deshalb eine positive Bilanz und hebt den wirksamen Effekt der Arbeit von PBI auf die Förderung der Menschenrechte im Land hervor.